Und der nächste Lebensmittel-Skandal: Millionen Eier sind mit dem Insektizid Fipronil verseucht, viele davon auch schon in den Handel gelangt. Der Stoff ist gesundheitsgefährdend, vor allem in größeren Mengen und für Kinder. Was Verbraucher nun wissen und beachten sollten.
Fipronil in Eiern: Was ist genau passiert?
Aus den Niederlanden und Belgien werden Tag für Tag Unmengen von Eiern exportiert, auch nach Deutschland. Nun schlagen Experten und Verbraucherschützer Alarm, weil Millionen dieser Eier mit dem Pestizid Fipronil belastet sind.
Wie viele Eier sind betroffen?
Bei den niederländischen Behörden ist die Rede von mehreren Millionen Eiern. In Deutschland handele es sich insgesamt um 2,9 Millionen Eier, von denen 875.000 in den Handel gelangt seien, hieß es am Montag vom Agrarministerium Nordrhein-Westfalen. Etwa 1,3 Millionen dieser Eier seien über eine Packstelle im Kreis Borken auch nach Niedersachsen gelangt, teilte das Ministerium außerdem mit.
Wird Fipronil auch in deutsche Lege-Betrieben verwendet?
Ja, Fipronil soll auch in mindestens vier deutschen Legehennen-Betrieben als Reinigungsmittel genutzt worden sein. "Nach unserem jetzigen Kenntnisstand haben 100 niederländische, 4 deutsche und 1 belgischer Betrieb das Desinfektionsmittel DEGA 16 bezogen", teilte der Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen (KAT) am Mittwoch in München mit.
Die Betriebe seien für das sogenannte KAT-System umgehend gesperrt worden. "Wir prüfen derzeit, ob und in welchem Umfang die von den genannten Betrieben erzeugten Eier tatsächlich mit Fipronil belastet sind", sagte ein KAT-Sprecher der dpa weiter.
Wie erkennt man, dass man belastete Eier gekauft hat?
In der EU ist jedes Ei mit einem - meist aufgedruckten - Code gekennzeichnet. Der Code setzt sich aus Ziffern und Buchstaben, die unter anderem für das Land, den Betrieb und das Haltungssystem stehen, zusammen.
Die entsprechenden Chargen der mit Fipronil belasteten Eier tragen dem Agrarministerium zufolge in Niedersachsen die Stempelaufdrucke 1-NL 4128604 oder 1-NL 4286001 sowie die Mindesthaltbarkeitsdaten (MHD) 14.08.2017 und 16.08.2017. In Nordrhein-Westfalen sind die Chargen 1-NL 4128604 oder 1-NL 4286001 betroffen. Die Legedaten liegen zwischen dem 9. bis 21. Juli.
Darüber hinaus empfehlen die niederländischen Behörden, Eier mit dem Stempelaufdruck x-NL-40155xx ( „x“ steht für alle Zahlen von 0 bis 9) nicht zu verzehren. Die Gehalte in Eiern mit diesen Stempelnummern seien derart hoch, dass der Verzehr eine akute Gefahr für die Gesundheit mit sich bringen könne, so die niederländische Behörde.
Was ist Fipronil genau?
Das Insektizid Fipronil wird als Pflanzenschutzmittel genutzt, so das Landwirtschaftsministerium in Düsseldorf. In der Tiermedizin werde es als Mittel gegen Flöhe und Zecken bei Hunden und Katzen eingesetzt. Es diene auch zur Bekämpfung von Läusen, Schaben und Milben. Die Anwendung bei Tieren, die als Lebensmittel genutzt werden, sei dagegen nicht erlaubt.
"Es gilt in der Europäischen Union bei Fipronil Nulltoleranz", sagte Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer. "Das Insektizid hat in Lebensmitteln nichts zu suchen. Punkt."
Was passiert, wenn man Eier mit Fipronil-Spuren isst?
In höheren Dosen kann Fipronil bei Menschen Haut und Augen reizen sowie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen verursachen.
Laut NRW-Umweltministerium sind einer Stellungnahme des Bundesamts für Risikobewertung zufolge bei einer Fipronil-Konzentration bis 0,72 Milligramm pro Kilogramm Ei keine gesundheitlichen Risiken zu erkennen. In den nach NRW gelieferten Eiern wurden demnach 0,033, 0,11 und 0,053 Milligramm pro Kilogramm nachgewiesen. Es sei somit laut BfR "bei normalem Verzehr" nicht von einem gesundheitlichen Risiko auszugehen.
Warum importiert Deutschland überhaupt Eier aus Belgien und den Niederlanden?
Der Versorgungsgrad mit Eiern aus eigener Produktion liegt in Deutschland bei 67,3 Prozent. Um die Nachfrage auf dem heimischen Markt komplett decken zu können, muss der Rest dem ZDG zufolge aus dem Ausland importiert werden. Häufige Bezugsquellen für Eier sind Nachbarländer wie die Niederlande, Belgien oder Polen. AZ, dpa, afp