8.00 Uhr: Kunden und Kollegen sind nicht beleidigt, wenn ihnen nicht die Hand geschüttelt wird. Im Gegenteil. Sie freuen sich, wenn das Risiko durch virenhaltige Tröpfchen angesteckt zu werden, so gering wie möglich gehalten wird.
10.20 Uhr: Sich Neues anzugewöhnen ist gar nicht so einfach: Habe schon wieder mit den Händen ins Gesicht gefasst. Will üben, nicht mehr Mund, Augen und Nase zu berühren.
11.15 Uhr: Erfahre eben, dass es dem Kollegen, der in der vergangenen Woche an Schweinegrippe erkrankt ist, wieder besser geht. Seine Freunde, die Lebensmittel für ihn einkaufen, stellen die Tüten stets vor der Wohnungstür ab, um eine mögliche Ansteckung zu vermeiden. Meist legen sie kleine Zettel mit guten Wünschen zur Aufheiterung bei. Echt lieb.
11.45 Uhr: Meine Zimmergenossin bekommt einen Niesanfall. Sie verwendet ein Papiertaschentuch und entsorgt es sofort in einen verschließbaren Abfalleimer.
12.00 Uhr: Vor dem Gang zum Mittagessen steht Händewaschen auf dem Programm. Wie auch schon bei der Ankunft heute Morgen im Büro, nach jedem Toilettengang und im Laufe des Tages immer wieder: zunächst unter fließendem Wasser, dann mit Seife gründlich 20 bis 30 Sekunden lang auch die Zwischenräume zwischen den Fingern und die Fingerkuppen schrubben, sorgfältig abspülen. Zum Abtrocknen das hygienische Einmalhandtuch verwenden. Wer Kontakt zu einem Infizierten hatte, soll ja zusätzlich das Desinfektionsmittel benutzen. Eins, bei dem auf der Flasche "viruzid" steht. Virentötend. Das ist wichtig.
12.30 Uhr: Nach dem Essen zehn Minuten um den Block marschieren, durchatmen. So viel Zeit muss sein.
14.35 Uhr: Kurze Diskussion mit den Kollegen über den Sinn von einem Mund-Nasenschutz. Sind uns einig. Bringt Gesunden nicht viel. Erkrankte können so eine Hygiene- oder OP-Maske zwei bis drei Stunden lang tragen, um andere Menschen nicht anzustecken, da sich so die Anzahl der ausgeatmeten Viren verringert. Sinnvoller ist es, wenn Kranke ihre Mahlzeiten alleine einnehmen, in einem separaten Zimmer schlafen, besonders in Bad und Küche auf Hygiene achten und mindestens zwei Meter Abstand zu anderen Menschen halten. Ihre Angehörigen weder umarmen noch küssen.
15.05 Uhr: Das ist jetzt aber ungünstig. Bin gerade auf dem Weg zum Konferenzraum. Es kitzelt im Rachen. Habe keine Papiertaschentücher zur Hand. Huste in den Ärmel, in die Armbeuge, damit keine Viren – falls welche da wären – an die Hände gelangen. So wird das Übertragungsrisiko gemindert. Die Dame vom Empfang, die gerade die Griffe an der Eingangstür desinfiziert, hat das beobachtet und quittiert das soziale Verhalten mit einem anerkennenden Lächeln. In einigen Monaten werden sicherlich viele Menschen in die Armbeuge husten.
16.00 Uhr: Mal wieder Zeit die Fenster aufzureißen. Drei bis vier Mal am Tag wird jetzt zehn Minuten lang gelüftet. Selbst die eingefleischtesten Frischluftgegner sind einverstanden, denn die Zahl der Viren in der Luft wird so verringert. Die Mund- und Nasenschleimhäute trocknen nicht so stark aus.
16.40 Uhr: Feierabend. Eine Freundin klagt am Telefon über plötzliches Fieber, Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit und Husten. Könnte Schweinegrippe sein. Rate ihr, mit dem Arzt einen Termin so zu vereinbaren, dass sie keine anderen Patienten im Wartezimmer trifft und womöglich ansteckt. Lese im Internet über Anzeichen der neuen Grippe. Es gibt auch Betroffene, die über Schnupfen klagen, bei denen es zu Halsschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommt.
18.30 Uhr: Bin vom Joggen zurück. Das ist jetzt zwei Mal pro Woche angesagt, freitags Schwimmen. Macht viel Spaß.
18.50 Uhr: Mein Partner kommt nach Hause. Endlich Zeit, um den spontanen Herbsturlaub zu besprechen. Wichtige Kriterien: etwas für die Gesundheit tun, Menschenmengen meiden, viel frische Luft und Bewegung, etwas Abhärtung. Die Entscheidung fällt für einen Kurzurlaub an der Nordsee mit dem berühmten Reizklima, für ausgedehnte Spaziergänge am Strand.